Sie möchten einen gebrauchten Flügel kaufen? Wir vom Haus der Klaviere Gottschling können das gut verstehen: Der Klang, das Spielverhalten und natürlich auch die Optik sind unvergleichlich. Die Kaufentscheidung fällt Interessierten allerdings häufig nicht so leicht. Welches Fabrikat eignet sich? Welcher Preis ist angemessen? Worauf muss unbedingt geachtet werden? Im Folgenden erfahren Sie alles Wichtige rund um den Kauf eines gebrauchten Flügels – direkt aus erster Hand vom Klavierbaumeister.
Wenn man sich die Entwicklung der Neupreise gerade namhafter Flügelfabrikanten in den letzten 50 Jahren anschaut, kann einem schon schwindlig werden: Ein Steinway & Sons Modell B kostete 1970 etwa 20.000 Mark – heute beträgt der Listenpreis 136.500 Euro. Bei Flügeln des Herstellers Bösendorfer verhält es sich nicht anders. Schimmel oder Yamaha haben nicht ganz so zugeschlagen. Dort ist die Preisentwicklung der Inflation nicht vorausgeeilt.
Somit lässt sich zweierlei konstatieren:
Bei der Wahl des richtigen Tasteninstruments verweisen wir gern auf unseren Ratgeber. Ein gebrauchter Flügel hat nahezu immer einen Vorgänger, nämlich ein Klavier oder einen Flügel, das oder der getauscht werden soll. Flügelinteressierte sind häufig selbst Spielerinnen und Spieler, das heißt, sie können das Instrument zum Klingen bringen. Und genau das sollten Sie vor dem Kauf eines gebrauchten Flügels tun, und zwar ausgiebig!
Im Haus der Klaviere stehen Ihnen mindestens 40 anspielbereite Flügel zur Verfügung: in Größen von 1,50 Meter bis 2,90 Meter, vom alten und komplett neu aufgebauten Blüthner bis zum fabrikneuen Bösendorfer VC.
Wie ist Ihr Gesamteindruck des Klangs? Weich und zurückhaltend oder forsch und offensiv? Kommt die Mechanik Ihrer Erwartungshaltung entgegen oder müssen Sie sich abmühen? Gibt es einen „Bruch“ im Klang, das heißt, scheint die linke Hälfte des Instruments zu einem anderen Flügel zu gehören als die rechte? Oder verhält sich eine Partie anders, zum Beispiel die zweigestrichene Oktave? Trägt der Klang? Kann eine dort vorgetragene Melodie den Part der linken Hand dominieren oder ist das Spielen mühevoll? Wie lange steht ein Ton im Diskant, bevor er komplett verklungen ist? Unser Ratschlag: Nutzen Sie eine Stoppuhr und finden Sie es heraus! Sie wünschen sich Unterstützung? Dann konsultieren Sie die Expertinnen und Experten im Haus der Klaviere. Sie unterstützen Sie gern.
Ein relevanter Punkt ist die richtige Größe des Flügels für Ihre Räumlichkeiten. Gern wird als Kriterium beim Kauf eines gebrauchten Flügels die Flügellänge in Bezug zur Raumgröße gesetzt (ein Raum von 20 m² erfordert eine Flügellänge von 1,50–1,60 m, ein Raum von 40 m² erfordert eine Flügellänge von 1,80–1,90 m usw.). Ich halte das für den verzweifelten Versuch, die komplexen Wechselwirkungen zwischen Spieler, Instrument und Raum auf ein vermeintlich rationales Element herunterzubrechen. Denn akustisch kann ein kleiner, hart intonierter Flügel mit einer steil ansteigenden Dynamikkurve und einer dynamisch zu leichten Spielart auch in einem großen Raum nicht funktionieren. Umgekehrt bereitet ein Bösendorfer Imperial (2,90 m) in einem Raum, der unwesentlich länger ist als der Flügel, viel Freude und ist eigentlich nie „zu laut“.
Ich sehe ein, dass manchmal zusätzliche Dinge im Raum Platz finden müssen. Aber grundsätzlich ist der größere Flügel immer der bessere. Längere Saiten führen zu einer besseren Mensur, längere Tasten ermöglichen eine bessere Spielart.
Mein Tipp: Leihen Sie sich im Haus der Klaviere ein Flügelphantom in Ihrer Wunschgröße aus: ein schwarzer Stoffumriss, der den Flügel im Zimmer zweidimensional visualisiert. Damit lassen sich die Raumverhältnisse einfacher darstellen.
Stets gefragt sind gebrauchte Flügel von Premium-Herstellern wie Bösendorfer oder Steinway & Sons. Die Hauptkonkurrenz für einen neuen Steinway ist immer der gebrauchte Flügel desselben Fabrikats. Da der Steinway-Flügel, wie von Steinway selbst beworben, in seinem Kern vor etwa 100 Jahren ausentwickelt war, gibt es auch ein reichliches Angebot restaurierter Steinways. Bei Bösendorfer ist das anders: Nach der sehr erfolgreichen Markteinführung der VC(Vienna Concert)-Modelle ab 2016 sind neue Bösendorfer ganz andere Instrumente.
Schimmel hat ab 2000 angefangen, neue Flügelmodelle auf den Markt zu bringen. 169, 189 und 213 sind sehr gute Flügel und im Gebrauchtmarkt angekommen. Das gilt noch mehr für Yamaha: Der C3 (Länge: 186 cm) ist, wie auch der kleinere C2 (Länge: 173 cm), ein gesuchter Allrounder. Bei Kawai gilt dies für die RX-Baureihe.
Gute Flügel, die in Deutschland hergestellt wurden (wie Ibach 160, 180, 200; Grotrian Steinweg 160, 185, 200; Bechstein K, L, M; A, B, Blüthner 166, 190, 210 u. v. a. m.) und komplett restauriert sind, sind eine wunderbare Alternative zu jüngeren gebrauchten Flügeln – allerdings eher nicht im institutionellen Gebrauch.
Auch hier möchten wir an den seriösen Fachhandel verweisen. Was heißt seriös? Zumindest sollte es eine Werkstatt geben, die aktuell genutzt wird. Ein guter Klavierbauer oder eine gute Klavierbaumeisterin wird mit Stolz vorführen, wie die wertvollen Instrumente repariert werden.
Im Übrigen ist es am besten durch Vergleichen möglich, einen wirklich passenden gebrauchten Flügel zu finden. Und das geht nun mal im gut sortierten Fachhandel am besten.
Ein gebrauchter Flügel ist als überholtes Instrument aus dem Fachhandel eine günstige Alternative zum Neukauf. Einschränkungen ergeben sich im Prinzip keine, wenn Instrument und Nutzung aufeinander abgestimmt sind. Dies gilt allerdings nicht für historische Instrumente. Sie stellen eine Besonderheit dar.
Nur bedingt. Akustisch kommt es auf vielerlei Faktoren an. In den Raum passen muss das Instrument natürlich.
Die Wertverlustkurve ist am Anfang beim Neukauf am größten. Daher ist beim guten gebrauchten Flügel von deutlich größerer Wertstabilität auszugehen.
Nein, es sei denn, er ist nicht gut repariert oder hat Schäden. Eher im Gegenteil: Ein gebrauchter Flügel hat den Setzungsprozess der ersten 3 bis 5 Jahre nach der Produktion ja schon komplett hinter sich. Ausnahme: neue Saiten. Diese brauchen einige Zeit, um die Stimmung gut zu halten.
Ja. Grundsätzlich dürfen solche Instrumente nur mit einer Vermarktungsgenehmigung gehandelt werden. Ohne diese ist es sogar strafbar. Ihr Fachhändler hat die Genehmigung für jeden Flügel bei der entsprechenden Behörde beantragt, vorliegen und händigt sie beim Kauf aus.
Sie möchten Sich gerne telefonisch oder vor Ort beraten lassen?