Klaviere werden leicht 100 Jahre alt. Und tatsächlich hat sich in den letzten 100 Jahren an der grundsätzlichen Konstruktion eines Klaviers (oder Flügels) nichts geändert. Die Baumerkmale Kreuzbesaitung, volle Gussplatte und Unterdämpfung sind im Wesentlichen seit 1900 Standard, von wenigen Ausnahmen abgesehen (Blüthner und Ibach haben bis in die 1920er Jahre sog. Oberdämpfer gebaut). Im Folgenden erfahren Sie von Expertenseite, warum sich der Kauf gebrauchter Klaviere lohnt.
Wenn man also den Bestand gebrauchter Klaviere grob in zwei Epochen aufteilt, so erhält man auf der einen Seite die großen Klaviere der Zeit vor oder zwischen den Weltkriegen: Sie haben oft verzierte Gehäuse (Gründerzeit, Jugendstil, Art Deco) und eine Bauhöhe von ca. 1,30 m und höher.
Auf der anderen Seite gibt es die gebrauchten Klaviere, die nach 1945 hergestellt wurden. Hierbei handelt es sich meist um sogenannte Kleinklaviere (Bauhöhe bis 1,10 m) mit eher schlichten Gehäusen ohne Konsole (Stützen vorn unter dem Spieltisch).
Natürlich wurden auch nach 1945 große Konsolenklaviere gebaut, aber der Bedarf ging eindeutig in die Richtung „moderner“ Kleinklaviere.
Wie schon an anderer Stelle ausgeführt, ist ein gebrauchtes Klavier zwar langlebig, aber ein Markenname ist nicht grundsätzlich ein Merkmal für beste Qualität. Dazu ist die Technik eines Klaviers zu komplex.
Eine renommierte und bekannte Marke ist eine gute Voraussetzung für ein hochwertiges Instrument, doch keineswegs sollten Kriterien wie
unberücksichtigt bleiben. Ein Schimmel-Klavier Bj. 1976 ist ein solides Modell, jedoch nicht immer in einem tadellosen Originalzustand. Keineswegs kann pauschal behauptet werden, dass neu gebaute Klaviere älteren Modellen wegen der angeblich schlechteren Qualität vorzuziehen sind.
Häufig weisen die Gehäuse eines älteren Klaviers allerdings einen guten Zustand auf. Im direkten Vergleich mit einem Neuklavier entspricht er oft den Schulnoten 2 bis 3.
Es kommt außerdem oft vor, dass die akustische Anlage (die „Harfe“ im Klavier) keine offenkundigen Schäden aufweist. Das wäre genau von einem Fachbetrieb zu kontrollieren, denn Wirbelgang, Stimmtonhöhe und Zustand der Besaitung (taube oder rasselnde Basssaiten) entziehen sich in der Regel der Sichtkontrolle.
Die Mechanik und Klaviatur, also die bewegten Teile, unterliegen durch die verwendeten Naturmaterialien Holz, Filz und Leder den Folgen von Verschleiß. Hier ist beim erwähnten Schimmel-Klavier von 1976 mindestens eine große Mechanikinspektion fällig, unabhängig davon, wie oft es gespielt wurde.
Überlegen Sie, was Sie möchten: Soll es ein großes, raumfüllendes gebrauchtes Klavier mit schönem geschmücktem Gehäuse sein? Dann sind Sie bei der Variante 1 angelangt, die Klaviere, die vor 1945 hergestellt wurden.
Hier gibt es fast nur generalüberholte Instrumente, die empfehlenswert sind. Das bedeutet, das Instrument hat eine Reparatur der akustischen Anlage mit Neubesaitung und wahrscheinlich auch eine Resonanzbodenreparatur erhalten. Ebenfalls sollten wegen des hohen Alters auch grundlegende Arbeiten an der Mechanik (neue oder neu befilzte Hammerköpfe u.v.m.) und Klaviatur (neue Garnierungen etc.) erfolgen.
Gerade bei großen Reparaturen ist es wichtig, den Reparaturbetrieb zu kennen. Wir vom Haus der Klaviere bekommen leider nicht selten Instrumente zu sehen, bei denen wir wünschten, die Reparatur wäre lieber nicht gemacht worden!
Der Markt für Instrumente nach 1945 ist ungleich größer. In den Spitzenzeiten Anfang der 1970er-Jahre stellte Schimmel in Braunschweig jährlich ca. 10.000 Klaviere her und Yamaha in Japan ca. 100.000 Instrumente! Natürlich muss man auch hier differenzieren: Der Großteil besteht aus den erwähnten Kleinklavieren, etwa in Nussbaum oder Eichenfurnier.
Aber es gibt auch höhere Klaviere mit einer Konsole um 1,20 m in schwarz poliert (seltener). Hier würde ein Kind zum Anfang des Klavierunterrichts sicherlich gut mit einem überholten Kleinklavier auskommen, wenn es denn zur Wohnzimmereinrichtung passt. Schwarz polierte Klaviere mit Konsole guter deutscher Hersteller der Baujahre etwa von 1980 bis 2000 sind sehr gefragt.
Hier sind natürlich die deutschen Klavierfabriken wie Schimmel, Grotrian-Steinweg, Seiler, Ibach, Sauter, August Förster u.a. zu nennen. Schwarz polierte Konsolenklaviere von Schimmel der Bauhöhen 116 m, 118 m und 120 m sind schöne und beliebte Klaviere. Das gleiche gilt für Grotrian-Steinweg.
Petrof in Tschechien hat einen sehr hohen Produktionsstand von über 640.000 Klavieren. Hier sind die Modelle 118 und 125 als sehr schön zu nennen.
Natürlich darf Yamaha nicht fehlen, das U1 ist ein Klassiker. Kawai hat wegen der Verwendung von viel Kunststoff in den Mechaniken und Blech- und Kunststoffprofilen im Gehäusebau bei manchen Klaviermodellen nicht immer unsere volle Zustimmung.
Der Markt ist so groß und vielfältig, dass jeder Versuch einer Aufzählung diesen Rahmen sprengen würde.
Hier verweisen wir gern auf unsere Tipps in unserem Ratgeber an anderer Stelle.
Am besten im Fachhandel. Ebay und andere Portale weisen jedoch ein unübersehbar großes Angebot privater Anzeigen aus. Wenn Sie sich zutrauen, dort die Spreu vom Weizen zu trennen – Chapeau! Wir vom Haus der Klaviere haben die Erfahrung gemacht, dass private Anbieter sich am Preisniveau des Handels orientieren. Das ist völlig unrealistisch.
Allein Transporte, Stimmung(en), die anfällige Mechanikinspektion sowie eine Gehäuseaufbereitung summieren sich auf deutlich über 2.000 Euro, um die das private Angebot günstiger sein muss. Und der Privatkauf schließt keinerlei Service oder Gewährleistung ein. Wenden Sie sich deshalb an Ihren Fachbetrieb.
Ein gut überholtes, gebrauchtes Klavier muss einem Neuklavier in nichts nachstehen. In puncto Alltagstauglichkeit gibt es keine Nachteile, und ob nun die neuesten Entwicklungen der Hersteller (Kunststoff in Mechaniken) immer besser sind als das, was man früher gebaut hat, sei dahingestellt.
Natürlich sollte man wissen, was man kauft, und wo man es kauft. Lassen Sie sich im Haus der Klaviere beraten. Wir haben seit vielen Jahren Erfahrung mit der Reparatur gebrauchter Klaviere und stellen außerdem viele Modelle zur Auswahl und zum Ausprobieren bereit. Kommen Sie einfach vorbei!
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