Die Einweihung des vom Haus der Klaviere generalüberholten Bösendorfer 280 hätte schöner kaum ausfallen können: Alexej Sychev nutzte das Instrument klanglich und mechanisch in seinen Grenzregionen und zeigte ein Feuerwerk pianistischen Könnens!
Neue, genauestens auf das Instrument abgestimmte Hammerglieder und eine dem Raum und der Anlage des Flügels angemessene Ausarbeitung und Intonation haben dem Instrument wieder das Potenzial verliehen, was in ihm steckt.
Das Publikum dankte es mit standing Ovations!
Die RuhrNachrichten schrieben in der Ausgabe vom 17. Oktober 2017:
Herausragende Leistung an den Klaviertasten
SCHWERTE. Ein Ausnahmepianist und eine verbesserte Anschlagmechanik: Diese Kombination sorgte am Sonntag für eine Sternstunde am Bösendorfer.
Von Martin Schreckenschläger Gleich doppelt geriet die Klaviermatinee am Bösendorfer zu einer echten Sternstunde. Verantwortlich war dafür zum einen der russische Ausnahme-Pianist Alexey Sychev, der für seine herausragenden Interpretationen eines Kaleidoskops verschiedenartigster Werke mehrfach stehende Ovationen erntete. Einen überdeutlichen Effekt hatten auf der anderen Seite wesentliche Verbesserungen der Anschlagmechanik des Instruments durch Klavierbaumeister Gottschling aus Dülmen. So entfalteten Künstler und Instrument in der Rohrmeisterei regelrecht Stereo-Klang bei Beethovens Waldstein-Sonate.
Spritzige Laufe, beherzte Sprünge über repetiertem Begleitmotiv schon im Allegro con brio, dies alles mit betörender Klarheit, begeisterten von Anfang an. Rhythmische Vehemenz, faszinierend coole Vibrationen im Bass waren für den 29-jährigen Künstler die Basis zu akzentuierten Schlägen, glockenklarem Diskant, kurzum: zu agilem und vielfarbigem Spiel, kontemplative Momente eingeschlossen. Ausgeprägt gestaltete der Mann, der am Tschaikowski-Konservatorium und am Salzburger Mozarteum studiert hat, auch den langsamen Satz: Zurückhaltend, im Nebenthema sanglich, setzte er impulsiv, doch mit höchster Präzision Akzente. Vier Klavierstücke von Johannes Brahms boten Steigerungen, gipfelnd in der bravourösen Es-Dur Rhapsodie.
Volksnahe Musik Elan und technische Raffinesse legte Sychev in den Reigen operettenhafter Melodien der vom Feuer der Puszta, volksnaher Musik sprühenden Ungarischen Rhapsodie Nr. 12 Franz Liszts. Furios, aus lustigem Tanz der Finger im Diskant einen immer flinker wirbelnden, mitreißenden Sturm entfachend, hatte auch dieses Stück melancholische Momente. Ein ganz anderes Genre präsentierte der Mann aus Lipetsk mit einer modernen Sonate Sergej Prokofievs: Den unruhigen Kopfsatz zeichnete er in einer Folge höchst unterschiedlicher Bilder, brachte selbst ein leises Stakkato noch zum Singen, tauchte im dissonanten Andante sein Publikum in ein Wechselbad der Gefühle.
Im Finalsatz servierte er starke Rhythmen, den Jazz der Großstadt. Maurice Ravels „La Valse“ ließ Sehnsucht nach überschwänglichem Vergnügen der düsteren Wirklichkeit des ersten Weltkriegs gegenübertreten. Mit „La Campagnella“ von Nicolo Paganini, auch in Klavierfassung von Franz Liszt, dankte der Liszt-Preisträger des Jahres 2015 dem Applaus.