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In unserer Werkstatt haben wir schon alles Mögliche gesehen: Da gibt es recht einfache, aber solide Instrumente, die regelmäßig gestimmt und gereinigt wurden, bei denen auch schon mal die Hämmer abgezogen und die Mechanik reguliert wurde. Und auf der anderen Seite bekommen wir Spitzeninstrumente, z. B. von Bösendorfer, die noch nicht einmal regelmäßig gestimmt wurden, deren Hammerköpfe plattgespielt sind und auf deren Resonanzboden die Staubläuse Ballett tanzen.
Es stellt sich also unweigerlich die Frage: Was sollte man an Wartung und Reparatur in ein Klavier oder einen Flügel investieren?
Ein Klavier bzw. Flügel sollte einmal im Jahr gestimmt werden. Bei professionell genutzten Instrumenten oder problematischen Standorten (stark wechselndes Raumklima) können es auch zwei oder mehr Wartungstermine sein.
Die Klavierbauerinnen und Klavierbauer vom Haus der Klaviere beschränken sich bei der Wartung und Reparatur von Klavieren nicht aufs Stimmen – obwohl es natürlich die Hauptarbeit darstellt. Zu unserem Service gehören die folgenden Maßnahmen:
Idealerweise machen Sie bei der Vereinbarung des Stimmtermins auf die nötigen (Ihnen bekannten) und über das Stimmen hinausgehenden Arbeiten aufmerksam, damit wir die entsprechenden Zeitfenster einplanen können.
Ein Klavier ist nur so gut wie seine Pflege, könnte man zusammenfassen. Im Laufe der Jahre kommen Hunderttausende von Tastenanschlägen zusammen. Bei alten Klavieren sieht man manchmal Elfenbein-Tastenbeläge, die vorn an der Kante messerscharf gespielt sind. Oder Messing-Pedale, deren Kontaktfläche mit der Schuhsohle durchgespielt ist, also bis auf den Kern, auf den die Pedalschale aufgenietet wurde, abgenutzt ist. Millionen Anschläge über viele Jahrzehnte der Nutzung bringen solche Verschleißerscheinungen hervor, und das Klavier funktioniert im Prinzip immer noch.
Nun sind solche Extreme sicherlich selten. Bevor es dazu kommt, empfehlen wir vom Haus der Klaviere nach 10 bis 15 Jahren engagierten häuslichen Spiels bei Klavier oder Flügel eine sogenannte Mechanikinspektion.
Bei einer Mechanikinspektion muss nicht das ganze Klavier in die Werkstatt, sondern nur die Mechanik und die Klaviatur, am besten mit Klaviaturrahmen.
Die Klaviatur wird gereinigt, die Klaviaturstifte werden poliert. Wackeln die Tasten, ist die Klaviaturgarnierungen zu erneuern. Bewegen sie sich nur minimal, kann man den Filz mit einer speziellen Tränke regenerieren. Diese mindert im Anschluss auch den Verschleiß, da sie die Reibung herabsetzt. Die Klaviaturrahmenfilze werden ebenfalls auf Verschleiß (harter Vorderdruckfilz) oder Mottenfraß kontrolliert.
Die Mechanik wird zerlegt, die Mechanikfiguren werden geprüft und überholt. Es folgt das matrialschonende Abziehen der Hammerköpfe, das heißt, die oberste Filzschicht wird abgeschliffen. Die Hämmer beim Klavier werden dazu in eine Vorrichtung eingespannt. Wir vom Haus der Klaviere verwenden dazu Schleifpapier mit der Körnung 400 bzw. 800 und ziehen nur so viel ab, wie unbedingt nötig. Hierbei ist es wichtig, eine gleichmäßige und gute Form (Birnenform) der Hämmer beizubehalten bzw. herzustellen. Bedarfsweise kann vor dem Abziehen vorintoniert werden.
Nach dem Nachziehen aller Mechanikschrauben sind Klaviatur und Mechanik bereit zum Wiedereinbau ins Instrument. Diese Ausarbeitung und Regulation erfolgt vor Ort und nimmt mindestens einen Arbeitstag in Anspruch. Abschließend wird gestimmt und intoniert (Optimierung der Tonschönheit und Differenzierungsfähigkeit).
Diese sogenannte große Mechanikinspektion durchlaufen alle Gebrauchtklaviere- und flügel im Haus der Klaviere Gottschling. Ebenso empfehlen wir sie unseren Kunden, um nach Jahren des Gebrauchs die ursprüngliche Klangschönheit und Gleichmäßigkeit der Spielart herzustellen. Bei Klavieren ist mit mindestens 20 bis 25 Stunden Zeitaufwand zu rechnen, bei Flügeln können es leicht 10 Stunden mehr sein.
Bei starkem Verschleiß müssen auch Teile erneuert werden. Hier geht das Ersetzen der Hammerköpfe bzw. deren Neubefilzung fast immer mit der kompletten Neugarnierung der Klaviatur einher.
Lieferanten wie RENNER oder Abel bieten hervorragende Ersatzteile, die nach Maß angefertigt werden. Bei Premiummarken wie Bösendorfer oder Steinway stellen die Hersteller einen Ersatzteilservice zur Verfügung, den sie sich natürlich auch bezahlen lassen. Allerdings bekommt man in der Regel die Mehrkosten, z. B. für den Einbau eines Satzes Steinway-Original-Hammerglieder, auch bei einem späteren Weiterverkauf wieder!
Sollte die akustische Anlage (die „Harfe“ im Klavier, also alles, was unbewegt ist und zum Klangkörper gehört) defekt sein, muss das Instrument „stationär aufgenommen werden“. Lockere Stimmwirbel, Resonanzboden- oder Stegrisse, verrostete oder klangunreine Saiten wären Gründe, die akustische Anlage zu überholen. Eine Resonanzbodenreparatur erfolgt typischerweise von vorn bzw. oben. Hierbei muss meist auch die Gussplatte ausgebaut werden. In diesem Zuge wird nahezu immer auch der Saitenbezug erneuert, da der Materialaufwand in keinem Verhältnis zu den Lohnkosten steht.
Leider sind auch in unserer Branche nicht nur seriöse Anbieter unterwegs. Ein Hinweis auf Qualität können Vertretungen renommierter Klaviermarken sowie die Mitgliedschaft im BDK (Bund Deutscher Klavierbauer) sein.
Insgesamt ist ein reparaturbedürftiges Klavier eines, das nicht kann, was es könnte. Eine ungleichmäßige Spielart, eine schwergängige Mechanik oder ein harter, kaum differenzierbarer Klang sind kein Schicksal: Meist kann man etwas dagegen tun! Wenden Sie sich hierfür an Ihren Klavierfachhandel. Kontaktieren Sie das Haus der Klaviere! Dann werden Sie mit einem Instrument belohnt, auf dem das Musizieren wieder viele Jahre Freude macht.