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Was ist ein Silent-Klavier?

Silent ist Englisch und bedeutet Stille oder Ruhe. Nun ist Musik „stets mit Geräusch verbunden“, wie schon Wilhelm Busch so passend reimte. Was ist also ein Silent-Klavier? Wir vom Haus der Klaviere zeigen Ihnen, was hinter den besonderen Instrumenten steckt.

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Leiseres Spielen dank Moderatorpedal

Schon deutlich ruhiger wird ein Klavier, wenn wir das mittlere Pedal treten, das sogenannte Moderatorpedal. Hierbei wird der Klang leiser, weil die Hämmer zunächst auf einen Filzstreifen treffen, der den Hammeranschlag deutlich abdämpft. Je nach Filzstärke kann die gefühlte Klangverminderung geringer (z. B. bei Schimmel) oder stärker (eigentlich bei allen anderen Fabrikaten) ausfallen.

Wie funktioniert ein Silent-Klavier?

Das Moderatorpedal ist aber im eigentlichen Sinne keine Silent-Einrichtung. Silent Piano™ ist ein geschützter Markenname von YAMAHA. Systeme anderer Hersteller heißen beispielsweise Schimmel Twin Tone, meinen aber das Gleiche. Man versteht darunter ein akustisches Klavier, in das eine Zusatzeinrichtung eingebaut wurde, die das Spielen über Kopfhörer ermöglicht.

Technisch teilt sich das Silent-System in drei Teile: Einerseits müssen die Hämmer daran gehindert werden, die Saiten anzuschlagen. Das wird über eine bewegliche Stoppleiste erreicht. Wird diese aktiviert, was per Pedaltritt (mittleres Pedal) oder Hebel geschehen kann, stoppt der Hammeranschlag kurz vor der Saite. Andererseits muss die Tastengeschwindigkeit, gemeinhin Anschlag genannt, möglichst genau gemessen werden. Dies geschieht mittels Sensoren über die sogenannte Aufnahmeleiste vorn unter der Klaviatur.

Und zu guter Letzt muss diesem Tastenanschlag ein Tonsignal zugeordnet werden, das wir als Sampling bezeichnen. Somit wird beim Spielen also kein Ton bzw. Klang erzeugt, sondern ein einmal aufgenommener Klang dem individuellen Tastenanschlag zugeordnet. Damit können Sie Ihr Spiel über Kopfhörer wahrnehmen und vermeiden, dass Sie Mitbewohner, Familienmitglieder oder auch Nachbarn stören.

Was ist ein Sampling beim Silent-Klavier?

Ein Klavier-Sampling ist die möglichst naturgetreue Aufnahme der Einzeltöne des Instruments in unterschiedlichen Anschlagsstärken. Dies in guter Qualität herzustellen, erfordert zunächst einmal einen hervorragenden Konzertflügel, der gut vorbereitet – also gestimmt und intoniert – ist. Ein Anschlagsroboter generiert nun Ton für Ton Anschläge in verschiedenen Dynamikstufen, die dann aufgenommen (gesampelt) werden.

Das ist ein enormer Aufwand, der unter Studiobedingungen und ohne Nebengeräusche betrieben wird. Ein Klavierton verändert mit zunehmender Anschlagsstärke nämlich nicht nur seine Lautstärke, sondern auch seine Klangfarbe. Das bedeutet, ein gesundes Forte klingt bei einem guten Sampling völlig anders als ein hoch gepegeltes Piano. Entsprechend werden bei guten Samplings möglichst viele Dynamikstufen gesampelt, bei schlechten nur wenige.

Wenn man das für mehrere Flügelklänge macht, bei YAMAHA z. B. für den CFX und den Bösendorfer Imperial, ist der Aufwand infolgedessen größer. Ergänzt werden diese Samplings in der Regel noch durch verschiedene Upright-Samplings und zahlreiche andere Instrumental- oder Vokalsamplings.

Spielt sich ein Silent-Klavier oder -Flügel anders als das entsprechende rein akustische Instrument?

Nachdem wir die Frage geklärt haben, was ein Silent-Klavier ist, geht es an die Differenzierung. Hier müssen wir einen besonderen Vorgang in den Blick nehmen, den Klavierbauer Auslösung nennen. Unter Auslösung versteht man, dass der Hammer kurz vor der Saite sozusagen „auskuppelt“, d. h. nicht weiter von der Taste bzw. dem Hebeglied beschleunigt wird. Dieses Auskuppeln oder Auslösen sorgt für die Trennung der Verbindung von Finger und Hammer. Es geschieht bei einem gut regulierten Flügel 1–2 mm und beim Klavier 3–4 mm vor der Saite. Das ist nötig, weil ohne diese Auslösung der Hammer die Saite zwar anschlagen, aber auch gleichzeitig wieder abdämpfen würde.

Der Einsatz der Stoppleiste

 

Nun wird beim Einschalten der Stoppleiste ein Zwangsabstand von etwa 6 mm generiert. Dieser Abstand ist unerlässlich, um das sogenannte Durchschlagen einzelner Töne bei sehr kraftvollem Anschlag zu verhindern. Das kann passieren, weil die mit ca. 50 km/h heransausenden Hämmer kraft ihrer kinetischen Energie die Stoppleiste in Richtung Saitenebene mitnehmen.

 

Natürlich verliert der leichte Hammer bei dieser „Mitnahme“ der Stoppleiste viel von seiner Energie – aus einem Fortissimo wird also ein Piano oder Pianissimo. Trotzdem ist das in dem Fall unerwüscht, denn in diesem Moment ist das Instrument nämlich nicht mehr „silent“. Schließlich ist es mitunter viel störender, akustisch völlig unmotiviert herausklingende Einzeltöne aus einem stummgeschalteten Klavier zu hören, als das komplette Klavierspiel.

Durch eine weit genug eingestellte Stoppleiste beugen Sie dem vor. Da nun der Hammer vor Erreichen der Stoppleiste auslösen muss, liegt der Auslösepunkt bei stummgeschalteten Instrumenten bei etwa 8 mm aufwärts.

Die Konsequenzen des früheren Auslösens

 

Ganz einfach gesagt: Die zeitigere Auslösung sorgt für etwas weniger Kontrolle. Wenn der anschlagende Finger den Hammer weniger weit beschleunigt, können wir weniger Dynamik erzeugen und diese weniger gut kontrollieren. Jeder kennt den Effekt, dass beim Versuch, möglichst leise zu spielen, auch schon mal ein Ton ganz wegbleibt. Das passiert natürlich etwas leichter, wenn ich den Hammer 8 mm vor der Saite dem freien Flug überlasse, als wenn dies 3-4 mm vor der Saite geschieht.

Die ideale Lösung für Silent-Klaviere

Wir vom Haus der Klaviere Gottschling regulieren Instrumente sehr genau ein, auch bei werksseitig verbauten Systemen. So können wir Auslösungen, die vielleicht aus Sicherheitsaspekten mit einem recht weiten Maß von ca. 10 mm (keine Seltenheit) reguliert wurden, auf 6–7 mm reduzieren. Ganz ohne, dass es zu durchschlagenden Tönen kommt! Doch damit das möglich ist, müssen wir jedes Silent-Klavier individuell regulieren – und darin steckt auch unsere Leidenschaft.

Den Verlust an Differenzierungsfähigkeit können wir dadurch sehr klein halten. Er bleibt auf einem Niveau, das für die meisten Klavierspieler und Klavierspielerinnen gut verschmerzbar ist. Außerdem wiegt der Vorteil, immer und ohne jemanden zu stören Klavier spielen zu können, diesen kleinen Nachteil für die meisten Musikenthusiasten mehr als auf!

Im Übrigen betrifft diese kleine Einschränkung nur das Klavier. YAMAHA-Flügel mit werksseitig verbautem Silent-System haben eine doppelte Auslösung, eine nahe für den akustischen, eine weite für den Silent-Modus. Damit sind die Nachteile für den akustischen Betrieb ausgeschlossen!

Sind Silent-Systeme nachrüstbar?

In den allermeisten Fällen, ja. Jedoch ist allen Nachrüstsystemen gemein, dass sowohl die Qualität der Samplings als auch die Genauigkeit der Aufnahmeleiste nicht so gut ist wie die der werksseitig verbauten YAMAHA-Systeme. Auch Schimmels neues, nach der langjährigen Zusammenarbeit mit YAMAHA selbst entwickeltes Twin-Tone-System bietet hervorragende Samplings an.

Beim Flügel raten wir vom Nachrüsten komplett ab. Eine doppelte Auslösung lässt sich nicht nachrüsten, und eine weite Auslösung im akustischen Modus ist ein echter Dynamik-Killer.

Haus der Klaviere Gottschling: Ihr erfahrener Partner für Silent-Systeme

Wir vom Haus der Klaviere verbauen Silent-Systeme für Klaviere seit Mitte der 1990er-Jahre. Übrigens: Das originale Schimmel Twin Tone können wir in Ihr neues Schimmel-Klavier ebenfalls nachrüsten. Nehmen Sie dafür einfach unsere Werkstattleistungen in Anspruch. Sie haben noch Fragen dazu, was ein Silent-Klavier ist, oder möchten sich ganz ausführlich zu dem Thema beraten lassen? Nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf oder statten Sie uns gleich einen Besuch im Haus der Klaviere in Dülmen oder Münster ab!

Sie haben noch Fragen dazu, was ein Silent-Klavier ist, oder möchten sich ganz ausführlich zu dem Thema beraten lassen? Nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf oder statten Sie uns gleich einen Besuch im Haus der Klaviere in Dülmen oder Münster ab!